Nina Janßen-Deinzer / œnm . österreichisches ensemble für neue musik / Maja Ratkje & POING
Seit 1999 beginnt die jährliche Serie von Festivals für Neue Musik in Deutschland mit dem Festival Ultraschall Berlin, veranstaltet vom kulturradio vom rbb und von Deutschlandfunk Kultur. In gewohnter Weise präsentiert das Festival Uraufführungen, Deutsche Erstaufführungen und Werke der jüngsten Vergangenheit ebenso wie Klassiker der Avantgarde. Ultraschall Berlin vereinigt das Heterogene, das irisierend Vielfarbige der Neuen Musik. Frei von Aktualitäts- und Uraufführungszwängen präsentiert das Festival wesentliche Entwicklungen, die die Musik der Gegenwart prägen, und wirft beziehungsreich einen Blick auf die jüngere Vergangenheit, um ausgewählte Werke in einem veränderten Kontext neu zu beleuchten.
Längst hat die zeitgenössische Musik die klanglichen Möglichkeiten der verschiedenen Klarinetten für sich entdeckt. Maßgeblich beteiligt an dieser Entwicklung ist die Klarinettistin Nina Janßen-Deinzer, die eine Fülle neuer Werke angeregt und uraufgeführt hat. Zwei Klassiker bilden den Ausgangspunkt mit Franco Donatonis zweiteiligem Stück »Clair« und Helmut Lachenmanns »Dal niente«, das zum 85. Geburtstag des Komponisten in diesem Jahr erklingt. Erst in der neuen Musik hat die Kontrabassklarinette, deren Entstehung bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückreicht, ein größeres Repertoire erhalten. Georges Aperghis, der sich vom Beginn seines Schaffens an kontinuierlich mit Solowerken beschäftigt hat, lässt in seinem Solo Instrument und Interpret*in zu einem Doppelporträt verschmelzen. Eine augenzwinkernde Auseinandersetzung mit der düsteren Seite des tiefen Instruments ist dagegen Bernhard Ganders »morbidableq. Der junge aus Singapur stammende Komponist Bertram Wee schreibt für Nina Janßen-Deinzer ein neues Stück für Bassklarinette, das an diesem Abend zur Uraufführung gelangt.
Franco Donatoni
Clair (1980) 10‘
für Klarinette solo
Georges Aperghis
Solo (2013/14) 20‘
für Kontrabassklarinette solo
Helmut Lachenmann
Dal niente (Interieur III) (1970) 12‘
für einen Solo-Klarinettisten
Bertram Wee
Neues Werk (2019) 10‘
für Klarinette solo
Uraufführung
Bernhard Gander
morbidable (2014) 11‘
für Kontrabassklarinette solo
Im Radio:
rbbKultur, Musik der Gegenwart, 12.02.2020, 21.04 Uhr
Deutschlandfunk Kultur
Die Neugier und Freude von Komponist*innen an ungewöhnlichen Instrumentenkombinationen ist ungebrochen. Immer mehr Ensembles formieren sich in bislang vorbildlosen Besetzungen. Aber auch größere Ensembles ermöglichen Kombinationen, für die es in der Musikgeschichte kaum Vorbilder gibt. So steht in diesem Konzert klassisch besetzte Kammermusik wie »Polynj« von Aleksandra Karastoyanova-Hermentin für Violoncello und Klavier neben den Etüden in der ungewöhnlichen Kombination Harfe, Kontrabass und Schlagzeug von Sofia Gubaidulina, das Werk der Komponistin aus dem Jahr 1965, das am Beginn ihres eigenen musikalischen Weges der Vertiefung und Verinnerlichung steht. Manuela Kerer verpackt die Instrumente in »Kaput II«, ergänzt durch Midi-Blockflöte und Midi-Gitarre, zunächst in transparente Müllsäcke, als Sinnbild des Wegwerfens – das Material des Stückes besteht aus gestrichenen Noten anderer Werke der Komponistin. Ebenfalls ergänzt werden die vorgesehenen Instrumente in Clara Iannottas »Limun« durch zwei Umblätterer, die im zweiten Teil des Stückes die Körperlichkeit des sich um sich selbst drehenden musikalischen Raumes visualisieren und verstärken, sowie in Elena Mendozas »Fremdkörper/Variationen« durch Performer, die im Inneren des Flügels agieren. Fast schon traditionell mutet dagegen die Besetzung in Olga Neuwirths »Marsyas II« an, wenngleich die Instrumente hier unterschiedlich gestimmt sind.
Manuela Kerer
Kaput II (2017) 6‘
für Flöte, Paetzold-Flöte, Harfe, Cembalo und Zuspiel
Vasiliki Krimitza
Aeoliás (2019) 6‘
für Flöte und Schlagzeug
Olga Neuwirth
Marsyas II (2005) 13‘
für Flöte, Viola, Violoncello und Klavier
Clara Iannotta
Limun (2011) 10‘
für Violine, Viola und 2 Umblätterer
Aleksandra Karastoyanova-Hermetin
Polynj (2018) 10‘
für Violoncello und Klavier
Elena Mendoza
Fremdkörper/Variationen (2015) 17‘
für Violoncello, Klavier, Performer und Schlagzeug
Sofia Gubaidulina
5 Etüden (1965) 15‘
für Harfe, Kontrabass und Schlagzeug
Margareta Ferek-Petric
fire walk with(out) me (2017) 9‘
für Flöte, Paetzold-Blockflöte, Harfe und Cembalo
Im Radio:
rbbKultur, Musik der Gegenwart, 20.02.2020, 21.04 Uhr
Deutschlandfunk Kultur
Die norwegische Komponistin, Performerin und Sängerin Maja Ratkje und POING verbindet eine mittlerweile zwanzigjährige gemeinsame Geschichte. Zu den ersten Werken im Repertoire des 1999 gegründeten Trios zählte auch ein Stück von Ratkje. Das Konzert bei Ultraschall Berlin kombiniert Werke Ratkjes aus den letzten zwei Jahrzehnten mit Kompositionen weiterer skandinavischer Komponisten, ergänzt durch zwei Lieder aus dem Programm »Kapital & Moral«, in dem Ratkje und POING revolutionäre Musik der Vergangenheit einer radikalen Neuinterpretation unterziehen – getreu den selbst gesetzten künstlerischen Prämissen: das Publikum stets auf Neue zu überraschen, getrieben von der Überzeugung, dass inmitten von »Unterhaltung und Wahnsinn ein starkes politisches Engagement und existenzielle Tiefe« unverzichtbar sei.
Eivind Buene
Seven types of ambiguity (2000) 12’
für Saxofon, Akkordeon und Kontrabass
Maja Solveig Kjelstrup Ratkje
ØX (2005) 10‘
für Altsaxofon und Stereo-Playback
Maja Solveig Kjelstrup Ratkje
Passing Images (2003) 13‘
für Akkordeon, Saxofon, Kontrabass und Stimme
Bjørn Stenvaag
Bark II (1999) 10’
für Saxofon, Akkordeon und Kontrabass
Kurt Weill / POING
Ballade vom ertrunkenen Mädchen (1928/2011) 5‘
für Stimme, Saxofon, Akkordeon und Kontrabass
Maja Solveig Kjelstrup Ratkje
Rondo – Bastard – Overture – Explosion (2004) 17’
für Akkordeon, Altsaxofon und Kontrabass mit drei Diktaphonen
John Lennon
Working Class Hero (1971/2016) 5‘
für Stimme, Saxofon, Akkordeon und Kontrabass
Im Radio:
rbbKultur, Musik der Gegenwart, 25.03.2020, 21.04 Uhr
Deutschlandfunk Kultur, Neue Musik, 05.03.2020, 0.05 Uhr
Nina Janßen-Deinzer
œnm . österreichisches ensemble für neue musik
Flöte: Vera Klug
Flöte: Irmgard Messin
Harfe: Katharina Teufel-Lieli
Cembalo: Alexander Bauer
Klavier: Nora Skuta
Kontrabass: Michael Seifried
Maja Ratkje
POING
Saxofon: Rolf-Erik Nystrøm
Akkordeon: Frode Haltli
Kontrabass: Håkon Thelin
Ultraschall Berlin – Festival für neue Musik von Deutschlandfunk Kultur und rbbKultur
Bestuhlt / Freie Platzwahl (Saal) Ticketinformationen
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