Felix Banholzer im Interview

Felix Banholzer ist Regisseur, Schauspieler und Mitgründer von bridgeworks. Seit über zehn Jahren ist er als freier Theatermacher unterwegs – und regelmäßig bei uns am Haus. Jetzt zeigt er mit »Broken Lenz« eine Performance nach Georg Büchner, die gleichzeitig poetisch und wütend ist. Erzählt wird die Geschichte eines klugen, sensiblen Menschen, der an der Welt verzweifelt und sich mehr und mehr im Wahn verliert. Premiere ist am 26.9.2025 bei uns im Studio. Interview: Lucia Jay Van Seldeneck.

Unser Vorhaben ist es, all die Texte Büchners zu untersuchen und zu beobachten, wie wir uns persönlich damit verbinden können und was die Texte heute mit uns machen.

Lieber Felix, dein neues Stück nimmt die Figur »Lenz« unter die Lupe. Warum ist Büchner heute noch relevant? Was sind für dich die Bezüge zu unserer Zeit? 

Im Zentrum unseres Büchner-Projekts steht die Figur Lenz oder besser gesagt dessen tragische Geschichte. Wir bedienen uns aber auch bei anderen Schriften von Georg Büchner, seinen anderen Theaterstücken, Briefen und politischen Pamphleten. Wir versuchen das Phänomen Büchner in irgendeiner Form zu erfassen.
Und darin begründet sich vielleicht auch schon die Relevanz für eine heutige Zeit. Ich glaube, ich kann die Frage gar nicht anders beantworten, als dass ich eine ganz persönliche Beziehung zu Georg Büchner habe. Er hat als Mensch in der kurzen Zeit, in der er auf dieser Welt gewandelt ist, so viel geschafft.
Und das berührt mich. Er hat eine Menschenrechtsvereinigung gegründet, er hat politische Pamphlete verfasst, er musste fliehen, er hat mit Texten zur Gehirnforschung beigetragen. In diesen wenigen Jahren hat er so ein großes Werk erschaffen und versucht, die Welt in all ihrer Komplexität zu verstehen.

Es handelt sich um eine Stückentwicklung. Wie nah oder fern haltet ihr euch an den Originaltext?

Der Untertitel des Stückes heißt ja »…oder das Scheitern an der Komplexität der Welt«. Unser Vorhaben ist es, eben all die Texte Büchners zu untersuchen und zu beobachten, wie wir uns persönlich damit verbinden können und was die Texte heute mit uns machen.
Und dann versuchen wir, mediale Bilder dafür zu finden. Wir haben einen Videokünstler auf der Bühne und darüber hinaus werden wir musikalische Bilder finden und uns aber auch immer wieder an den Originaltexten oder Stücken, an den Gedankengängen und Szenen aus Büchners Theaterstücken und Briefwechseln bedienen.

Auf der Bühne stehen drei Personen: Till Alexander Lang, Schauspieler, Ann Weller, Musik und Mirko Borscht, Video. Sind sie alle Lenz? Wie erzählen sich eure Inhalte über diese drei Positionen?

Drei Performerinnen stehen auf der Bühne und werden gemeinsam dieses Büchner-Projekt verhandeln. Natürlich gibt es vielleicht unterschiedliche Stärken oder Qualifikationen zumal es eine Person gibt, die sich eher musikalisch verortet, die andere Person eher videografisch oder videokünstlerisch. Und Till Alexander Lang als Schauspieler und Musiker. Nichtsdestotrotz werden alle sich zu den Texten verhalten müssen und die Geschichte gemeinsam erzählen auch vielleicht in unterschiedlichen Genres oder künstlerischen Formaten.

Gibt es noch weitere Inspirationen und Vorbilder für euer Stück und welche sind das?

Natürlich, in einer Stückentwicklung lässt man sich von vielen Quellen inspirieren. Wir sind sehr breit gefächert, wir haben einen großen Bücherschatz auf der Probebühne liegen: philosophische Werke, politische Schriften, wütende Streitschriften, Aufrufe zur Rebellion und vieles mehr. Wir suchen Texte von heute, die uns inspirieren können und die sich in irgendeiner Form zu diesen Büchner-Themen verhalten.

Du machst schon deine dritte Produktion am Heimathafen Neukölln. Was zieht dich an unser Haus?

Der Heimathafen ist für mich wirklich eine Art Heimat geworden. Obwohl ich mit meiner Organisation Bridgeworks doch oft im Ausland arbeite und internationale Projekte mache, lebe ich selbst in Neukölln und freue mich jedes Mal, wenn ich eine Inszenierung auch hier in Berlin machen darf.
Und dann eben immer wieder mit den Menschen am Heimathafen zusammenzuarbeiten – ja wirklich, das fühlt sich auf eine Art ganz heimelig und wohlig an. Ich freue mich immer, wenn ein gemeinsames Projekt zustande kommt. Dankeschön.